STEUERN

E-Bilanz: Der digitale Schritt zur modernen Steuerdeklaration

Die E-Bilanz bringt Schwung in die digitale Steuerwelt juristischer Personen. Was bisher manuell und papierlastig war, kann nun durch standardisierte und automatisierte Prozesse erledigt werden. Ein Quantensprung für Unternehmen, Kantone und Softwareanbieter.

 

Was wäre, wenn Unternehmen ihre Steuerdaten direkt aus der Buchhaltung in die Steuerdeklarationslösung übertragen könnten - und zwar standardisiert, maschinenlesbar und kantonsübergreifend nutzbar? Genau das ist der Gedanke hinter der E-Bilanz, die derzeit in der Schweiz eingeführt wird. Ein Projekt, das nicht nur technische Neuerungen bringt, sondern auch das Potenzial hat, die administrativen Abläufe zwischen Wirtschaft und Verwaltung stark zu vereinfachen.

Es handelt sich dabei um ein Projekt aus der Informatikstrategie der Schweizerischen Steuerkonferenz (SSK), das Ende des Jahres 2020 durch die Vorsteherinnen und Vorsteher der eidgenössischen und der kantonalen Steuerverwaltungen sowie anfangs des Jahres 2021 durch die kantonalen Finanzdirektorinnen und Finanzdirektoren genehmigt wurde. Die Informatikstrategie der SSK sieht schweizweit harmonisierte Prozesse und interoperable Steuersysteme vor.

Das Projekt der SSK verfolgt das Ziel, die Steuerprozesse zu digitalisieren - nicht aber, zusätzliche Daten zu erheben. Informationen, die bisher in analoger Form bei den Steuerverwaltungen eingereicht wurden, sollen künftig digital übermittelt werden. Dadurch lassen sich Prozesse bei Unternehmen, Treuhänderinnen und Treuhändern sowie Steuerverwaltungen effizienter gestalten und vermehrt automatisieren.

Die Idee ist einfach, aber wirkungsvoll: Unternehmen erstellen wie bisher ihre Jahresrechnung in ihrem ERP- oder Buchhaltungssystem. Neu kann diese elektronische Jahresrechnung direkt aus diesen Systemen an die kantonalen Steuerdeklarationslösungen für juristische Personen übermittelt werden.

Die elektronische Jahresrechnung, oder auch E-Bilanz genannt, basiert auf einer standardisierten XBRL-Taxonomie, welche die Struktur und Inhalte der finanziellen Berichterstattung vorgibt. XBRL (eXtensible Business Reporting Language) ist ein global anerkannter Standard für den elektronischen Austausch von Geschäfts- und Finanzdaten. In der Schweiz kommt dabei die CH-Taxonomie zur Anwendung, die definiert, wie Finanzdaten einheitlich digital dargestellt und übermittelt werden sollen.

Die CH-Taxonomie wird vom Verein XBRL Schweiz herausgegeben, einer offiziellen Jurisdiktion von XBRL International. Der Verein XBRL Schweiz arbeitet bei der Entwicklung der CH-Taxonomie in enger Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Steuerkonferenz. Die E-Bilanz basiert auf den Vorschriften zur Rechnungslegung nach dem Obligationenrecht (OR) und orientiert sich am KMU-Kontenrahmen von SwissAccounting. Sie umfasst die Bilanz, die Erfolgsrechnung sowie den Anhang gemäss Art. 959c OR - und das in einer maschinenlesbaren Form.

Die Schweiz schliesst sich damit einer globalen Entwicklung an, die bereits weit fortgeschritten ist. Weltweit gibt es aktuell mehr als 217 aktive regulatorische Implementierungen von XBRL. In Ländern wie den Niederlanden, Australien oder Neuseeland wird XBRL im Rahmen von Standard Business Reporting (SBR) Initiativen seit Jahren erfolgreich eingesetzt. SBR definiert dabei die Inhalte, Prozesse und Standards (z.B. welche Berichte, welche Felder, welche Validierungen), während XBRL das technische Format zur Umsetzung dieser Standards darstellt. Diese Kombination erlaubt die mehrfache Nutzung einmal erfasster Daten für unterschiedliche Zwecke. So könnte die CH-Taxonomie zu einem späteren Zeitpunkt - und wenn gewünscht - für Reports an weitere Datenempfänger wie das Bundesamt für Statistik oder Banken verwendet werden.

Die Einführung der E-Bilanz bedeutet für Unternehmen weniger administrativen Aufwand. Nach einem einmaligen Mapping der Buchhaltungspositionen mit der CH-Taxonomie können die Daten jährlich per Knopfdruck an die Steuerdeklarationslösung übermittelt werden. Fehleranfällige manuelle Datenerfassungen entfallen und die Datenqualität steigt. In der Steuerdeklarationslösung müssen nur noch Informationen ergänzt werden, die für die Deklaration relevant sind und in der E-Bilanz nicht vorhanden sind. Der Aufwand zur Erstellung der Steuerdeklaration reduziert sich - sie lässt sich einfacher und schneller abschliessen.

Besonders für kleine und mittlere Unternehmen ist das Mapping dank der Nähe zum KMU-Kontenrahmen unkompliziert. Gleichzeitig bietet das Vorgehen auch Transparenz und Nachvollziehbarkeit für Treuhand- und Revisionsstellen.

Die CH-Taxonomie als Basis für die notwendigen Anpassungen von ERP- und Buchhaltungssystemen durch die Softwarelieferanten ging im Herbst 2024 in die öffentliche Vernehmlassung und wird im zweiten Quartal 2025 durch den Verein XBRL Schweiz veröffentlicht. Die ersten kantonalen Steuerverwaltungen werden ebenfalls ab 2025 ihre Steuerdeklarationslösungen an den neuen Standard anpassen.

Nach einem einmaligen Mapping der Buchhaltungspositionen mit der CH-Taxonomie können die Daten jährlich per Knopfdruck an die Steuerdeklarationslösung übermittelt werden.

Die E-Bilanz ist neu ein Bestandteil der Steuerdeklaration für juristische Personen - und ihre Übermittlung kann auf verschiedene Arten erfolgen. Wer eine durchgängig digitale Lösung bevorzugt, kann die E-Bilanz medienbruchfrei direkt aus dem ERP- oder Buchhaltungssystem an die kantonale Steuerdeklarationslösung übermitteln. Alternativ besteht die Möglichkeit, die E-Bilanz-Datei aus dem ERP-System zu exportieren und via Upload in die Deklarationslösung zu importieren. Für diejenigen, die auf eine manuelle Dateneingabe setzen möchten oder müssen, bleibt auch diese Option weiterhin bestehen, die Positionen können in der Steuerdeklarationslösung auch manuell ausgefüllt werden.

Ein wichtiges Element der Steuerdeklaration mit eBilanz ist die zentrale Datenübermittlung. Damit die Daten zuverlässig und sicher bei den zuständigen Stellen ankommen, setzt die SSK auf den Verein Swissdec mit ihrem langjährig bewährten Distributor. Mit diesem werden bereits heute jährlich von über 120000 Unternehmen mehr als 40 Millionen Lohndaten an über 133 Datenempfänger sicher und zuverlässig übermittelt. Die Daten der E-Bilanz werden von den Unternehmen aus den ERP-Systemen auf Knopfdruck zunächst an Swissdec übermittelt. Von dort aus erfolgt die Weiterleitung an die kantonale Steuerdeklarationslösung des Hauptsteuerdomizils. Nach der Vervollständigung der Steuerdeklaration werden die Daten erneut an Swissdec gesendet für Verteilung an die zuständigen kantonalen Steuerverwaltungen. Die Datenübermittlung erfolgt dabei sowohl an das Haupt- als auch an allfällige Nebensteuerdomizile. Damit entfällt die mehrfache Versendung von Steuerdeklarationen bei Unternehmen, die in mehreren Kantonen steuerpflichtig sind. Dieser Prozess wird in der Abbildung 1 visualisiert.

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Abbildung 1: Prozess der Datenübermittlung

Für die künftige Online-Steuerdeklarationslösung der Kantone wurde durch die SSK ebenfalls ein neuer Standard erarbeitet. Es handelt sich um den Standard eCH-0276 E-Bilanz und E-Tax JP, der vom Verein eCH im Dezember 2024 veröffentlicht wurde.

Der Standard definiert schweizweit den Inhalt der Steuerdeklaration für juristische Personen.

Der Standard definiert schweizweit den Inhalt der Steuerdeklaration für juristische Personen. Die Ziffern und Beilagen sind dabei schweizweit harmonisiert, wobei gleichzeitig die kantonalen Besonderheiten systematisch berücksichtigt werden. Dies gewährleistet, dass sowohl Haupt- wie Nebensteuerdomizile die Daten der Steuerdeklarationslösungen elektronisch empfangen und weiterverarbeiten können. Berufsverbände wie allianz eTax schweiz, EXPERTsuisse und TREUHAND|SUISSE wurden frühzeitig einbezogen, um den Standard fachlich zu überprüfen und Rückmeldungen einzubringen.

Das kantonale Steueramt Zürich wird in diesem Jahr eine neue Online-Steuerdeklarationslösung für juristische Personen einführen. Unternehmen können ihre Steuererklärungen damit künftig vollständig online ausfüllen und einreichen. Zürich ist damit der erste Kanton, der den neuen Standard eCH-0276 E-Bilanz und E-Tax JP anwendet. Weitere Kantone werden bereits 2026 folgen. Das Ziel ist, dass in wenigen Jahren sämtliche 26 Kantone den neuen Standard eCH-0276 anwenden und somit die E-Bilanz für die Steuerdeklaration für juristische Personen ermöglichen.

Um die kontinuierliche Weiterentwicklung der beiden Standards sicherzustellen, werden Fachgruppen diese jährlich überprüfen und anpassen. Die Verantwortung für die CH-Taxonomie liegt dabei beim Verein XBRL Schweiz, während die SSK die Weiterentwicklung für den Standard eCH-0276 übernimmt.

Die E-Bilanz und der Standard eCH-0276 sind weit mehr als ein technisches Update. Sie stehen für einen digitalen Kulturwandel im Steuerwesen - von kantonsspezifischen manuellen Abläufen hin zu standardisierten, vernetzten, digitalen Prozessen. Für die Unternehmen bedeuten diese digitalen Lösungen eine deutliche administrative Vereinfachung.

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