DIGITALISIERUNG
Die Diskussion um künstliche Intelligenz (KI) gewinnt im Accounting zunehmend an Bedeutung. In einer aktuellen Umfrage wurden die Erwartungen von Finanzverantwortlichen in Schweizer Unternehmen zu den potenziellen Veränderungen im Accounting und Controlling durch KI untersucht. Die Erhebung umfasst Unternehmen unterschiedlicher Grössen und beleuchtet, wie KI Prozesse optimieren und Herausforderungen mit sich bringen könnte.
Fast kein anderes Thema als die künstliche Intelligenz (kurz KI) scheint die Finanzverantwortlichen zu beschäftigen. Es ist der Tatsache geschuldet, dass die KI offenbar ein grosses Potenzial hat, die Prozesse im Accounting und Controlling zu verändern. Aber was erwarten und denken Finanzverantwortliche über KI? Eine qualitative Erhebung mittels Online-Umfrage bei Finanzverantwortlichen (zuständige Personen für den Finanzbereich oder der Administration) im September 2024 hatte zum Ziel zu erfahren, welche Veränderungen durch KI auf Accounting- und Controlling-Prozesse erwartet werden.
Die Umfrage erfasst Unternehmen verschiedener Unternehmensgrössen. So entfallen 18% auf Kleinstunternehmen (weniger als neun Mitarbeitende), 13% auf Kleinunternehmen (10 bis 49 Mitarbeitende), 20% auf Mittelunternehmen (50 bis 249 Mitarbeitende) und 33% auf Grossunternehmen (mehr als 250 Mitarbeitende). 16% haben keine Angabe auf die Unternehmensgrösse gemacht. Die nachfolgenden Aussagen können daher approximativ auf verschiedene Unternehmensgrössen herangezogen werden.
Beim Wissen über KI und bei der Potenzialeinschätzung zu KI ergibt sich ein klares Bild: Rund 27% der befragten Finanzverantwortlichen haben gute Kenntnisse über KI. Hingegen geben 28% an, schlechte Kenntnisse über KI zu haben und 45% haben neutrale Kenntnisse über KI. Das Wissen ist offenbar noch wenig ausgeprägt.
Hingegen glauben rund 62% der befragten Finanzverantwortlichen, dass KI eine grosse Unterstützung ist für die Prozesse im Accounting und Controlling. Der konkrete Nutzen wird dabei sehr heterogen eingeschätzt, da zahlreiche Vorteile von KI gesehen werden: Am stärkten erhofft man sich mögliche Effizienzgewinne in den Prozessen und schnellere Verarbeitungsprozesse.
Abbildung 1: Eingeschätzter Nutzen von KI auf das Accounting und Controlling(Quelle: eigene Darstellung/Erhebung)
Das Wissen über KI ist offenbar begrenzt, während das Potenzial der Technologie als hoch eingeschätzt wird.
Eine wesentliche Frage ist, wie KI die Prozesse von Accounting und Controlling verändern könnte. Die Teilprozesse strategische Planung, Kosten- und Leistungsrechnung, Risk Management, operative Planung, Management Reporting, betriebswirtschaftliche Analysen, Forecasting, Funktionscontrolling und weitere Prozesse gehören zu den zentralen Aufgaben im Controlling.
Es zeigt sich ein sehr heterogenes Bild mit nur wenigen Abweichungen in Bezug auf die Teilprozesse im Controlling. Die befragten Finanzverantwortlichen bewerten all diese Teilprozesse zwischen «neutral» bis «relevant», während das Potenzial im Bereich von KI ebenfalls zwischen «neutral» bis «hoch» eingestuft wird. Insbesondere im Forecasting und in den betriebswirtschaftlichen Analysen wird das Potenzial von KI leicht höher eingeschätzt.
Abbildung 2: Eingeschätzter Nutzen und Relevanz von Teilprozessen im Controlling(Quelle: eigene Darstellung/Erhebung in Anlehnung an Horváth und Partner, 2018, und International Group of Controlling, 2017)
Zu den Teilprozessen im Accounting zählen unter anderem die Debitorenbuchhaltung, Kreditorenbuchhaltung, der MWST-Prozess, die Ergebnisrechnung, die Anlagenbuchhaltung, die Personaladministration, das Treasury-Management, der Jahresabschluss, Steuerprozesse sowie weitere Prozesse.
Abbildung 3: Eingeschätzter Nutzen und Relevanz von Teilprozessen im Accounting (Quelle: eigene Darstellung/Erhebung)
So wie KI einen Einfluss haben wird auf die Teilprozesse, wird sich auch insbesondere das Anforderungsprofil im Controlling verändern. Die befragten Finanzverantwortlichen gehen davon aus, dass in Zukunft vor allem mehr Wissen über Datenmanagement, Big Data und die Anwendung von KI in Prozessen gefordert sein wird. Da Daten eine wichtige Grundlage für die effiziente Anwendung von KI-Tools sind, müssen Mitarbeitende im Controlling ihr Wissen zu Datenmanagement in einem erheblichen Mass erweitern und ausbauen.
Bei den bereits eingesetzten KI-Tools zeigt sich, dass sie im Markt noch wenig bekannt sind oder noch in einem geringen Umfang angewendet werden. Einerseits werden «ChatGPT» und «Microsoft Copilot» oft eingesetzt, andererseits werden die übrigen KI-Tools in sehr geringem Umfang benutzt.
Es zeigt sich hier ein uneinheitliches Bild.
Abbildung 4: Eingesetzte KI-Tools (Quelle: eigene Darstellung/Erhebung)
Es ist zu vermuten, dass KI erst am Anfang steht und dass die digitale Transformation im Accounting und Controlling durch KI erheblich verstärkt werden wird. Es kann auf einem stetigen Wandel und noch nicht von einem abrupten Wechsel ausgegangen werden. Das (noch) begrenzte Wissen über KI ist ein möglicher Erklärungsgrund für diesen Befund. Es kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Wandel - mit dem stetigen Fortschrift der Technologie - bereits im Gange ist.
KI ist ein zentraler Punkt in der CFO-Agenda. Dieser handelt nicht nur von Entwicklungen und der Bereitstellung von möglichen KI-Tools, sondern muss auch das Potenzial von KI für Geschäftsmodelle umfassen, das wiederum Einfluss auf die Prozesse im Accounting und Controlling haben wird.
Daten sind eine und vielleicht gar die wichtigste Ressource für KI Tools. Daher wird sich das Berufsbild der Controllerinnen und Controller verändern und das Datenmanagement wird zu einem zentralen Schlüsselelement des Berufes werden.
Die Online-Umfrage wurde vom Institut für Finance und Law im Rahmen des St. Galler Finanzforums für Controlling und Finance unter 245 Teilnehmenden durchgeführt. Die Mehrheit der Teilnehmenden sind Finanzverantwortliche, die für die finanzielle Führung von Unternehmen zuständig sind, sowie Wirtschaftsberater:innen. Diese Gruppe bildet die Grundgesamtheit der Umfrage. Die Rücklaufquote beträgt etwa 18 Prozent, wobei 45 ausgefüllte Fragebögen ausgewertet wurden.