LEADERSHIP
Die digitale Transformation verändert die Arbeitswelt grundlegend. Unternehmen müssen sich technologisch und kulturell anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Konzepte wie New Work schaffen motivierende Arbeitsbedingungen und sind eng mit Führung und Organisationskultur verbunden. Digital Leadership fokussiert auf Technologie- und Organisationsentwicklung - stets im Dienst der strategischen Gesamtentwicklung.
Führung im digitalen Wandel ist komplexer geworden. Einerseits gilt es, technologische Entwicklungen voranzutreiben, ohne jedem Trend blind zu folgen. Andererseits bringt die digitale Transformation für viele Arbeitnehmende Möglichkeiten mit sich, mobil-flexibel zu arbeiten. Aus Führungssicht bedeutet dies: eine Vertrauenskultur und den Teamzusammenhalt zu fördern, obwohl sich die Mitarbeitenden physisch seltener sehen. Daher sind Führungskräfte messbar weniger begeistert von Homeoffice als viele Mitarbeitende. Bei der Jobsuche ist jedoch für 27 Prozent die Möglichkeit, mobil zu arbeiten, «sehr wichtig», für weitere 15 Prozent sogar ein «Must». Das zeigt die Schweizer FlexWork Trendstudie 2024.
Arbeiten Sie regelmässig im Homeoffice oder mobil? Dann gehören Sie zu den 51 Prozent der Schweizer Arbeitnehmenden, die dies zumindest gelegentlich tun. Männer arbeiten dabei häufiger mobil als Frauen. Altersunterschiede bestehen nur bedingt: Der Anteil der mobil Arbeitenden ist bei allen zwischen 25 und 64 Jahren ähnlich hoch. In Grossunternehmen arbeiten deutlich mehr Erwerbstätige mobil-flexibel als in KMUs. Die grössten Unterschiede zeigen sich je nach Branche: Im Dienstleistungssektor arbeiten 70 Prozent mobil-flexibel, im Produktionssektor nur 30 Prozent.
Digitale Transformation ermöglicht Wissensarbeiterinnen und -arbeitern mobil-flexible Arbeitsformen und damit die Chance, Arbeits- und Privatleben besser zu vereinbaren.
Während die Arbeitszufriedenheit dank der Möglichkeiten, mobil zu arbeiten, tendenziell steigt, stellen sich für Organisationen und Führungskräfte auch bedeutende Herausforderungen:
Was muss unternommen werden, um im Zuge der digitalen Transformation New Work als attraktives Arbeitsumfeld zu fördern? Generell lohnt es sich zunächst, eine Bestandsaufnahme und Analyse der Situation einer Organisation oder Abteilung durch Befragungen von Mitarbeitenden und Führungskräften vorzunehmen. Wo sind die «low-hanging fruits» - also leicht umsetzbare Massnahmen - zu finden, mit denen sich am effektivsten die Arbeitsbedingungen von möglichst vielen verbessern lassen? Wo sind die grösseren und wichtigen Themen, die es anzupacken gilt? Bestimmte New-Work-Themen wie agiles Projektmanagement oder rollenbasierte Organisationsformen sind kontrovers und passen nicht zu jeder Organisation oder Belegschaft. Häufig fehlt es auch an einer klaren Gesamtstrategie, die allen New-Work-Massnahmen vorgelagert sein sollte. Wenn es an Vertrauen und Fehlerkultur - oder modern gesprochen «psychologischer Sicherheit» - mangelt, dann sind Führungsthemen und Kommunikation zu priorisieren.
Folgende acht Ziele bilden für Organisationen einen nützlichen Ausgangspunkt, um Themenfelder im Kontext von New Work einzugrenzen und zu priorisieren:
Viele New-Work-Projekte sprechen Budgets für die technologische Aufrüstung eines Digital Workplace oder für ansprechende Büroeinrichtungen zu, um Mitarbeitende zu motivieren, ihr Homeoffice zu verlassen und vor Ort mit ihren Kolleginnen und Kollegen physisch zu interagieren. So zeigten sich bei Homeoffice-Pionieren wie IBM und Yahoo schon vor langer Zeit: Mitarbeitende, die oft zu Hause arbeiten, sind in der Regel produktiver, aber langfristig weniger innovativ.
Eine gute IT-Infrastruktur ist wichtig, und ein gemütliches Büro kann motivierend wirken. Am Ende des Tages zählen jedoch vor allem auch wertschätzende Vorgesetzte und eine konstruktive Arbeitsatmosphäre. Denn kein digitales Tool und kein hübsches Büro können ein Team ersetzen, das motiviert und zuverlässig am gleichen Strang zieht.
Ein zentraler Faktor für die Arbeitszufriedenheit bleibt für viele Mitarbeitende die Beziehung zu den direkten Vorgesetzten. Daher sind Leadership- und Kulturthemen eng mit New Work verknüpft. Im digitalen Wandel zählen zusätzlich Führungskompetenzen im Bereich digitale Technologie: Digital Leadership bedeutet, Führung und technologische Verantwortung in einer Arbeitswelt zu übernehmen, die durch digitale Transformation geprägt ist. Digital Leadership zeichnet sich zunächst durch eine Haltung aus, sich aktiv mit dem digitalen Wandel und seinen vielfältigen Chancen, Herausforderungen und Auswirkungen auseinanderzusetzen. In einem zweiten Schritt besteht die Leader-Rolle darin, den digitalen Wandel bewusst und mit einem ganzheitlichen Blick zu gestalten: Technologien dort einsetzen, wo es aus strategischen Gründen sinnvoll ist, um die Organisation weiterentwickeln.
Dimensionen von Digital Leadership:
Digital Leadership bedeutet nicht zuletzt, eine Organisationskultur mitzuprägen, die Innovation und technologischen Wandel zwar fördert, dabei aber Werte wie Wertschätzung und Vertrauen in den Vordergrund stellt. Vertrauen kann leicht durch Ungeduld zerstört werden, und das ist oft die Krux von Chief Digital Officers: Sie müssen einerseits von Berufes wegen ungeduldig sein, um den raschen technologischen Wandel voranzutreiben, den der Rest der Organisation zu verschlafen scheint. Andererseits können sie nur dann Erfolg haben, wenn sie bereit sind, geduldig und beharrlich Überzeugungsarbeit zu leisten - denn viele Mitarbeitende haben nicht auf ein neues Tool oder bereits wieder neue Prozesse gewartet. Digital Leadership hält stets die Gesamtstrategie der Organisation und die Stakeholder im Blick und trägt massgeblich dazu bei, die Organisation mitten im digitalen Wandel zukunftsfähig und technologisch innovativ zu halten.